heimisches Superfood
Die Brennnessel ist eine antropochore Pflanze – altgriechisch für antrhopos: Mensch, choreia: Tanz – eine Pflanze, die mit den Menschen tanzt. Die Brennnessel tanzt mit den Menschen durchs Leben, da sie überall da, wo Menschen leben, vorteilhafte Lebensbedingungen vorfindet.
Bei den Naturheilkundigen der Antike wurde die Brennnessel als heilendes Kraut hoch geschätzt. Doch wie so oft geriet das alte Heilwissen in Vergessenheit und von vielen wird die Brennnessel zu Unrecht als Unkraut verunglimpft. Was Hildegard von Bingen, Paracelsus und Rudolf Steiner intuitiv wussten und schätzten, wurde heuer durch moderne wissenschaftliche Verfahren bestätigt. Als Würdigung für ihre herausragenden Qualitäten als Heil- und Küchenkraut wurde die Brennnessel zum Heilkraut des Jahres 2022 ernannt.
In diesem Blog-Artikel erfährst du viel wissenswertes über dieses heimische Superfood:
- Inhaltsstoffe
- Verwendung
- Heilwirkung und Anwendung
- Links zu Rezepten
Das steckt alles drin
Die einheimische Brennnessel weiss ihr Geheimnis durch ihre Brennhaare gut zu verstecken, muss den Vergleich in Punkto Vitalstoffdichte und Heilkräfte mit exotischen Superfoods aber durchaus nicht scheuen:
Proteine
- Brennnessel ist die eiweissreichste Pflanze, die wir kennen
- verfügt über ein ausgewogenes Profil und eine hohe Bioverfügbarkeit
- in 100 g Brennnessel stecken bis zu 8 g Eiweiss, 4x mehr als in einer Avocado
- Lecithin gilt als Stärkungsmittel, vor allem für ältere Menschen
Fette
- Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren
- Omega-3-Fettsäuren überwiegen leicht die eher entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren
Mineralstoffe und Spurenelemente
- frisches Brennnesselkraut besteht zu 3,5% aus Mineralstoffen und Spurenelementen, getrocknete sogar bis zu 20%
- Kalzium, 6x mehr als Spinat!
- Magnesium, wesentlich mehr als Kopfsalat
- Kalium
- Eisen, doppelt so viel wie Rindfleisch
- Kupfer, dadurch wird das aufgenommen Eisen in Hämoglobin eingelagert
- Zink
- Mangan
- Phosphor
- Silicium, den höchsten Gehalt löslicher Kieselsäure aller Pflanzen
Vitamine
- Beta-Carotin (Provitamin A) wirkt stark antioxidativ
- gesamter Vitamin-B-Komplex insbesondere Folsäure
- Vitamin E (schützt die Zellen vor freien Radikalen und Zellalterung
- Vitamin C (6x mehr als Zitronen, verbessert die Eisenaufnahme)
Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenwirkstoffe
- doppelt so viele Ballaststoffe wie Spinat
- Polyphenole stärken das Immunsystem, neutralisieren freie Radikale
- Flavonoide schützen unsere Blutgefässe, entgiften die Leber, senken hohen Blutdruck, beugen Allergien vor, wirken entzündungshemmend und schützen vor UV-Licht
- Chlorophyll
- Gerbstoffe wirken Entzündungen und Schwellungen entgegen
- Saponine aktivieren das Drüsensystem, reinigen das Blut und lösen Schleim, schützen die Schleimhäute des Darms und der Gebärmutter
- Phytosterole senken den Cholesteringehalt und wirken krebshemmend
- Sitosterol (ein Phytohormon) fördert den Zellstoffwechsel, reguliert das hormonelle Gleichgewicht, sorgt für gesundes Haar, Nägel und Haut
Verwendung
Verwendet werden im Frühjahr die jungen Blätter und Triebspitzen. Verwendung finden sie nicht nur in Tees, sie können gekocht werden wie Spinat, als Suppe oder roh für einen Smoothie gemixt werden. Zur Förderung der Durchblutung kann eine Abkochung der Blätter dem Badewasser beigemischt werden.
Die Samen werden im Juli und August geerntet. Getrocknet sind sie eine gute Proteinquelle, zB einfach über den Salat oder das Müesli gestreut. Die getrockneten Samen können auch zu einem feinen eiweissreichen Pulver vermahlen und in einem Smoothie oder einer Suppe beigemischt werden. In den Brennnesselsamen befinden sich Phytoöstrogene, welche Wechseljahrbeschwerden und Hormonschwankungen ausgleichen können. Sie wirken zudem stärkend und vitalisierend auf die Keimdrüsen und Libido.
Auch die Wurzeln der Brennnessel können verwertet werden, zB als Tinktur bei Prostatabeschwerden.
Heilwirkung und Anwendung
So vielseitig wie ihre Inhaltsstoffe sind auch ihre Heilwirkungen. Ob innerlich als Tee, Tinktur und in der Küche, oder äusserlich als Umschlag und Badezusatz, die Brennnessel wird seit jeher für vielerlei Beschwerden eingesetzt. Hobbygärtner*innen wissen es schon lange: die Brennnessel hilft nicht nur uns bei Beschwerden, sondern ist auch ein super Düngemittel, hilft gegen Pilzbefall und Läuse!
Brennnesseln wirken
- antibakteriell
- antientzündlich
- antivirale
- antifungizide
- blutzuckerstabilisierend
Brennnessel innerlich und äusserlich hilft bei
- Akne: Brennnesseltee innerlich und äusserlich
- Asthma: Brennnesseltee und -saft innerlich
- Blasenentzündung: Brennnesselsaft
- Blasenschwäche: 4-wöchige Kur mit Brennnesselsamen
- Blutdruck, Verzehr von Brennnesselblätter als Spinat oder Suppe/Smoothie
- Durchblutungsstörungen: Auszug ins Badewasser
- Erschöpfung: Brennnesselsamen über Salat oder ins Müesli gestreut
- Husten: Brennnesseltee wirkt schleimlösend auf die Bronchien
- Haarausfall: Haartonikum aus Brennnesselextrakt
- Menstruationsbeschwerden: Tee oder Saft aus Brennnesselblättern
- Osteoporose: täglich 1 TL Brennnesselsamen im Müesli oder über den Salat
Die Liste liesse sich endlos erweitern – die Brennnessel hat ja so viel zu bieten!
Rezepte
Wie bereits erwähnt, lässt sich die Brennnessel sehr vielseitig verwenden. Bei uns am bekanntesten ist wohl der Tee, doch auch Suppen und Smoothies erfreuen sich hierzulande immer grösserer Beliebtheit.
Die Neun-Kräutersuppe ist ein traditionelles Gericht zu Ostern. Der Brauch stammt jedoch von den Germanen, die diese Suppe zu Ostara – dem germanischen Frühlingsfest – zubereiteten.
Die Neun-Kräutersuppe ist auch als Gründonnerstags-Suppe bekannt. Deren Inhalt ist nicht überliefert und unterschied sich wahrscheinlich je nach Gegend.
Es lohnt sich, im April und Mai auf Kräutersuche zu gehen. Mutter Natur schenkt uns alles, was wir zur Stärkung im Frühling gebrauchen können. Zum Beispiel Gundermann, Brennnesseln, Giersch, Gänseblümchen, Brunnenkresse, Sauerampfer, Spitzwegerich und Bärlauch können für diese Suppe verwendet werden.
Hier findest du einige Rezepte, die mit Wildkräutern zubereitet werden können. Wenn du selber sammelst, beachte bitte die Naturschutzregeln und meide Orte, wo viele Spaziergänger und Hunde unterwegs sind. Achte dich auch darauf, wo gedüngt wird und wo nicht! Der (frühe) Morgen eignet sich am besten für die Ernte. Sammle immer nur so viel, wie du auch gleich weiterverwenden kannst.
Welche Kräuter hast du schon gesammelt und in der Küche oder als Heilkraut verwendet? Hinterlasse gerne einen Kommentar mit deinem Lieblings-Wildkräuter-Rezept oder schicke ein Foto mit deiner Kräutersuppe!
Ich freue mich immer, von dir zu lesen oder hören.
Herzlichst, deine Karin 🙏🤗🤸♀️